Philosophisches Café Das philosophische Cafe hat viele Väter und Mütter. Eines davon ist das Café Socratique: die Teilnehmer:innen entscheiden das Thema des Abends selbst! Spontaneität ist gefragt, die Hierarchien bleiben papierflach, alles entsteht aus dem Augenblick. Die Moderation sorgt für einen klaren Kurs, aber über die Richtung entscheiden Sie! Eine Herausforderung für uns alle, experimentieren Sie mit!
Philosophie
Philosophisches Café
Seit Jahren gibt es in Esslingen eine feste Adresse für Philosophieliebhaber: die Stadtbücherei Esslingen. Einmal im Monat trifft man sich hier ganz zwanglos, um sich von Peter Vollbrecht durch die Geschichte des philosophischen Denkens führen zu lassen. Kurze Vorträge führen ins Thema ein, dazwischen und danach gibt es ausführliche Gespräche. Eine bereichernde Begegnung mit der Philosophie und mit anderen interessierten Menschen. Sokrates und Sappho würden kommen, wenn sie könnten.
Themenkreis Winter 2/2024: MENSCHENRECHTE
Die Menschenrechte, erstmals 1776/1789 juristisch codiert in den Vereinigten Staaten und in Frankreich, sind weltweit zum politisch-humanitären Standard geworden. Seitdem haben sie sich beständig weiterentwickelt. Der Weg führt von der Unantastbarkeit menschlicher Würde, wie das Grundgesetz mit Bezugnahme auf Immanuel Kant festsetzt, über Hannah Arendts berühmtes Wort vom »Recht auf Rechte« zu Martha Nussbaums "Fähigkeiten-Ansatz", der die Entwicklungsmöglichkeiten der menschlichen Individuen unter rechtsstaatlichen Schutz stellen möchte.
Die amerikanischen und französischen Menschenrechtserklärungen des 18. Jahrhunderts waren ein Werk der Männer: Frauen und Sklaven waren ausgeschlossen. Dagegen setzte 1791 die französische Frauenrechtlerin Olympe de Gauges ihre Frauenrechtserklärung. 1804 befreiten sich die Sklaven auf Haiti von französischer Herrschaft und erklärten sich, auf die universellen Menschenrechte bezugnehmend, als eigenständiger Staat. Doch damit war das Problem des Geltungsradius nicht vom Tisch. Die 1948 von den Vereinten Nationen verabschiedete Menschenrechtserklärung steht heute unter dem Verdacht, ein spezifisch westlicher Kulturexport zu sein. Andere Zivilisationen wie die islamische setzten ihre eigene Erklärung auf, die sich ausdrücklich die Geltung der Scharia beruft. Der kanadische Philosoph Charles Taylor schließlich versucht einen vermittelnden Vorschlag.
Rechte ziehen Pflichten nach sich – der Menschenrechtsdiskurs hat sich in den letzten Jahren um diese Achse erweitert. 1997 wurde zum 50-jährigen Jubiläum die "Allgemeine Erklärung der Menschenpflichten" verabschiedet. Auch die "Afrikanische Charta der Menschenrechte" verlangt von den Inhabern von Rechten ein Äquivalent an Pflichten. Die Friedenspreisträgerin Aleida Assmann ist der festen Ansicht, dass ein produktives menschliches Zusammenleben nur unter Anerkennung gemeinsamer Pflichten möglich ist. Weitere Impulse für unsere Diskussionen im philosophischen Café beziehen wir vom bengalisch-amerikanischen Nobelpreisträger Amartya Sen.